Eine Matrix programmierenmint:pink am Institut für Mathematik der TUHH
Vier einfache Regeln entscheiden über Leben und Tod einer Zelle und führen zu komplexen Strukturen oder skurrilen Konstellationen. Wanda und Carlotta haben sich für die Figur der „Kröte“ entschieden, die sie mit schwarzen Schachfiguren auf das Brett setzen und dann regelkonform durch neue Zellen ersetzen, symbolisiert durch die weißen Figuren. „Der hat vier Nachbarn, der stirbt“, sagt Wanda. „Aber dann haben wir wieder die Kröte“, konstatiert Carlotta. „Genau, das ist ja der Sinn“, kontert ihre Teampartnerin. Eine Kröte, zwei Zustände, mal aufgeblasen, mal demütig, und dahinter ein System: Es heißt „Game of Life“ und das macht sich ganz gut am ersten Live-Termin im Programm mint:pink. „Bisher haben die Termine online stattgefunden“, sagt Madita. Die Zehntklässlerin ist eine der dreizehn Corvey-Gymnasiastinnen, die sich an diesem Vormittag an der Technische Universität Hamburg, TUHH eingefunden haben.
Matrix – nix Mysteriöses
„Einstieg ins Programmieren mit Python“, lautet das Thema und da macht die Kröte erst den Anfang. Sie ist das „Einsteiger-Programmier-Problem“, wie Daniel Ruprecht betont. Der Professor für Wissenschaftliches Rechnen ist dem Ruf ins Institut für Mathematik vor zwei Jahren gefolgt. „Man ist hier dicht an den Ingenieuren und damit an den Anwendungen“, lobt der junge Professor die TUHH, wo er Algorithmen für mathematische Simulationen entwickelt. Mal geht es dabei ums Wetter, mal um Fusionsreaktoren oder Verbrennungsmotoren. Didaktische Konzepte für Schülerinnen waren bisher noch nicht dabei. Sie sind aber notwendig, weiß der 42-Jährige, weil sich immer noch zu viele Frauen vom Programmieren abschrecken ließen. Für sie hat der Mathematiker eine Botschaft mitgebracht: „Man kann das lernen, da ist nichts Mysteriöses dabei!“
So komplex wie einfach
Verbreiten will er diese mit Hilfe seines Mitarbeiters Florian Bünger und dem "Game of Life: Wir haben uns dafür entschieden, weil es zum einen komplex genug ist, um interessant zu sein", erklärt Professor Ruprecht. Zum anderen sei das Spiel des Lebens aber auch einfach genug, um es an einem Tag umzusetzen. Nur leider haben die Mädchen nur einen Vormittag Zeit und der ist prall gefüllt: Ein Schachbrett mit Variablen anlegen, Anfangsmuster setzen, Schleifen einbauen. "Jetzt wird es ganz einfach", verspricht Oberingenieur Bünger, als er die Programmierbefehle "if", "or" und "else" einführt. "Jetzt wird es richtig kompliziert", findet Carlotta, als sie mit Wanda eine Kopie der alten Zell-Generation in der Mitte der Matrix anlegen soll - und haufenweise Fehlermeldungen bekommt.
Kleine Sache, große Wirkung
Fehlersuche sei Arbeitsalltag, auch für Profis, beruhigt Informatiklehrerin Eva Richter. "Dazu kommentiert man erst mal ganz viel aus und untersucht nur einen kleinen Teil", rät sie. So haben sich Linn und Thea Stück für Stück durch die Matrix gearbeitet, winzige Fehler mit großer Folge ausgemerzt und präsentieren am Ende ihr Schachbrett des Lebens. "Ich werde mich nie wieder beschweren, wenn ein Computerspiel einen Fehler enthält", gelobt Linn. Außer dem Respekt vor der Programmierleistung hat sie noch etwas von diesem mint:pink-Tag mitgenommen: "Mein Vater hat hier studiert - und jetzt kann ich mir viel besser vorstellen, was er so macht", sagt sie. Game of Life und TUHH live: "Ich fand sehr gut, wie darauf hingearbeitet wurde und dass wir zuerst auf einem richtigen Schachbrett gespielt haben", lautet Maditas Feedback. Ihr Wunsch für die Zukunft: Mehr Zeit einplanen!