DESY lädt zum mint:pink Abschlussund Anschluss an die Zukunft
Brillant, hochbrillant, PETRA III: Bei DESY geht es um Superlative, kleinste Teilchen und hellste Strahlung, das wird den Schülerinnen auf der Brücke der Experimentierhalle „Max von Laue“ schnell klar. Der Nobelpreisträger von 1914 hatte Beugungen von Röntgenstrahlen in Kristallen entdeckt und damit einen Grundbaustein für die heutige Forschung um die bildgebende Röntgentechnologie gelegt. Die Mädchen blicken auf dicke Betonblöcke, zig Rohre und verschachtelte Messstationen in einer 300 Meter langen gekrümmten Halle. Mit den Elektronen, die hinter dem schützenden Beton nahezu in Lichtgeschwindigkeit einen 2,3 kilometerlangen Ring durchfliegen, haben sie keinen Kontakt. Doch die Brücke unter ihren Füßen scheint wie beflügelt von den Teilchen – sie schwingt beim Herübergehen. „Die Brücke ist an den Wänden aufgehängt, die von unseren Experimenten entkoppelt sind“, erklärt DESY-Projektmanagerin Kaja Schubert. „Viele unserer Experimente sind hochempfindlich, was Vibrationen angeht.“
Die Doktorarbeit ist ein Projekt und da kannst du dich richtig reinhängen (Kaja Schubert)
Jahrelang hat die Nanowissenschaftlerin in der Experimentierhalle selbst geforscht, für ihre Promotion ein Experiment aufgebaut und an einer „Beamline“ installiert. „Das ist hier der Fachjargon für die Linien, an denen gemessen wird“, sagt die 32-Jährige und führt die Mädchen zu einer Messstation. Genau der Ort, an dem die Forscherin neben lauten Vakuumpumpen in ihrer Promotion untersuchte, wie sich die Elektronen in einem Biomolekül in unseren roten Blutkörperchen verhalten. „Die Elektronen sind wichtig, um wirklich zu verstehen, wie sich ein Molekül verhält“, so Kaja zum Hintergrund ihrer Forschung. Das kommt gut an: „Hier entwickeln die Menschen eine Begeisterung für ein Thema“, lobt Charlotte. „Forschung generell finde ich sehr, sehr interessant“, ergänzt ihre Freundin Thea.
Worldwide, half of all brains are in women (Vera Rubin)
Die beiden Zehntklässlerinnen vom Albrecht-Thaer-Gymnasium fühlen sich durchaus angesprochen von Kajas Begeisterung und ihrer Forschung. „Ich habe das Grundprinzip verstanden, aber ich kann mir nicht genau etwas darunter vorstellen“, sagt Thea. Doch das ist schon sehr viel. Auch Beate Heinemann hat als Schülerin mit dem Physik-Leistungskurs DESY besucht, aber keine Erkenntnisse, sondern nur Eindrücke mitgenommen, wie sie sagt. „Solche großen Forschungsanlagen, das war für mich wie ein anderes Universum, beeindruckend, obwohl ich, ehrlich gesagt, wenig verstanden habe damals.“ Heute ist die Physikprofessorin Direktorin für Teilchenphysik bei DESY, eine Karriere, die sie sich weder als Schülerin noch als Studentin hätte vorstellen können. „Es ist höchstwahrscheinlich, dass ihr unterschätzt, was ihr in der Zukunft so erreichen könnt“, gibt sie den Mädchen mit auf den Weg.
The Pleasure of Finding Things Out (Richard Feynman)
Der Direktorin ist es ein Anliegen, die Schülerinnen persönlich zu begrüßen und die eigene Begeisterung für die MINT-Fächer weiterzutragen. Zunächst seien da der gute Physiklehrer gewesen, die Lust auf Mathe und vor allem der Spaß, Dinge selbst herauszufinden, zitiert Beate Heinemann Richard Feynman, einen ihrer Lieblingsphysiker. „Am Anfang sind das Sachen, die schon 70 Millionen Leute vor einem herausgefunden haben, aber irgendwann kommen neue Ergebnisse hinzu.“ Mehr noch, und das sei der zweite Grund, der für MINT spreche, diese Erkenntnisse sorgten für effizientere Solarzellen, Ladebatterien oder neue Katalyse-Verfahren beispielsweise, kurzum für einen weiterhin lebenswerten Planeten. Und weil die Herausforderungen bleiben, biete MINT zukunftssichere und gut bezahlte Berufe.
mint:pink hat mir die Welt der MINT-Berufe aufgeschlüsselt (Thea)
Drei gute Gründe für MINT. Sie werden durch fünf Gruppentouren mit Leben gefüllt: „Ich konnte gut ins Thema einsteigen, mich darauf konzentrieren und mitdenken“, sagt Charlotte am Ende der Führung. Vor Ort zu sein und direkt Fragen stellen zu können, sei eben etwas anderes als nur ein Video anzuschauen oder der Schulunterricht. Ihre Freundin Thea nimmt einen ganz neuen Studiengang mit, von dem sie noch nie gehört hatte: „Ich wusste nicht, dass es so etwas wie Nanowissenschaften gibt“, sagt die 15-Jährige und will sich darüber weiter informieren. Mit dem Programmende ist es eben noch nicht vorbei: Beim abschließenden Speed-Dating mit Role Models können die Mädchen neue Impulse und Kontakte für ihre Zukunft mitnehmen. Charlotte interessiert sich für die Schnittstelle von Medizin und Chemie – genau wie Projektmanagerin Kaja. „Es überschneidet sich alles, man kann in der Wissenschaft keine klaren Grenzen ziehen“, ergänzt Thea – und das gilt ganz sicher auch für DESY.