Tanz mit Turtle
04.09.2020

Tanz mit TurtlePython Programmier-Workshop im Schullabor „Light & Schools“

Sie ist weg, einfach von der Bildschirmfläche verschwunden. Nur ein paar Fußspuren hat sie hinterlassen. Genauer sind es dicke, schwarze Balken, die zwar alle miteinander verbunden sind, aber doch keine rechte Fährte ergeben zu Turtle, der über den Bildschirmrand tanzenden Schildkröte. „Geht sie irgendwann wieder auf den Startpunkt?“, fragt Anna. „Bisher nicht“, bedauert Finja. Genau dafür gebe es den turtle.home-Befehl, erklärt Anna, „damit könnt ihr sie nach jedem Durchlauf wieder nach Hause laufen lassen.“ Finja tippt sofort in die Tasten, Lina zeigt ihr, wo der Befehl hingehört und vergewissert sich noch einmal bei Anna: „Und jetzt auch wieder die Klammern setzen?“ Klar, Klammern immer, wenn man ein Physikprojekt mit Python erstellt: „Es geht immer um Funktionen“, sagt Anna. 

Turtle und Python im ZOQ

ZOQ steht auf den Wegweisern zu dem Neubau, in dem sich an diesem Vormittag alles um Turtle und Python dreht, und doch ist die lautmalerische Ähnlichkeit mit einem Zoo rein zufällig. Vielmehr hat das Zentrum für Optische Quantentechnologien auch ein eigenes Schullabor „Light & Schools“, von dem mint:pink Schülerinnengruppen schon viele Jahre profitieren. Neu ist aber, dass neben die Versuche mit Lasern und Licht Computerworkshops getreten sind. Auch Tutorin Anna Albrecht hat in ihrem Physikstudium schon viel mit Python gearbeitet und ein Kommilitone habe damit für seine Bachelorarbeit in Astrophysik ganze Galaxien simuliert. Für die Zehntklässlerinnen vom Luisen-Gymnasium nutzen die Organisatoren das Programm erst mal einfach und grafisch: Mit dem Add-on „Turtle“ kann man malen – und die Schildkröte mit oder ohne Stift in einem „random walk“ Schleifen drehen lassen.

Diffus und chaotisch

Das Bild, das dabei entsteht, ist dann ungefähr so zufällig, wie die Diffusion eines Farbtropfens in einem Wasserglas. Genau das ist die Idee hinter dem Programmtag: Die Mädchen programmieren in zehn Schritten die tanzende Schildkröte, dokumentieren nebenbei die tatsächliche Farbausbreitung im Wasser mit dem Handy und legen am Ende die Bilder übereinander. „Das sieht nicht wirklich ähnlich aus“, findet Finja, als sie die rosa Tintenschwaden mit ihren schwarzen Schildkrötenspuren vergleicht. Aber immerhin: Beide Bilder seien zufällig und leicht chaotisch. Viele Teilchen und nur eine Schildkröte, kontinuierlicher Farbverlauf und nur zehn Linien, das ist schon sehr verschiedene Ausgangsbedingungen, gibt „Light & Schools“-Koordinator Jonas Siegl zu bedenken. „Das ist noch sehr weit von einer echten Simulation entfernt und eher eine kleine Analogie“, so der promovierte Laserphysiker.

Angeturtled vom „random walk“

Aber die hat es in sich, finden die Schülerinnen. Schließlich haben sie zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Programm gearbeitet, das nichts mit Reptilien, wohl aber mit der Komikertruppe Monty Python zu tun hat. Und das war keineswegs nur komisch: Man muss fehlerfrei schreiben, „penup“ wie „pen up“ lesen und logisch denken, lernen die Schülerinnen. Nicole hat sich ganz allein durch die zehn Karteikarten gearbeitet. Bei Aufgabe eins standen ihr noch die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. „Ich weiß nicht so recht, was ich da eintragen soll.“ Am Ende ist sie eine der ersten, die fertig ist und weiß wieder nicht, was sie eintragen soll: als Verbesserungsvorschlag im Feedbackbogen. „Wir haben nichts zu verbessern“, lobt auch Lina und findet, dass Programmierung viel besser als der Ruf sei. Ihre Freundin Finja hat sich noch mehr vorgenommen: „Ich schaue mir zu Hause jetzt noch andere Programmiersprachen an.“

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