The fusion and the future
17.11.2015

The fusion and the futureEU-Projekt zur Fusionenergie startet in Süderelbe

Es sind die kleinen zwischenmenschlichen Dinge, die Großes zuwege bringen können. Und so beginnt das Erasmus+-Programm rund um die Fusion, also die Verschmelzung von Wasserstoffatomen zu Helium, mit einer Tasse Kaffee, Kuchen vom Konditor und europäischen Tischfahnen, die vor allem eines signalisieren: Willkommen im Gymnasium Süderelbe! „Wie wollen uns in Ruhe kennenlernen und erst einmal runterkommen“, sagt Physiklehrerin Ulrike Vogt. Runterkommen von einer vollen Unterrichtswoche, reinkommen ins Wochenende, das ganz im Zeichen der Zusammenarbeit steht: Mit der Anreise einer polnischen Delegation und einer dänischen Physiklehrerin startet in Süderelbe das Programm einer dreijährigen Schulkooperation. Es will fünf Standorte – eines in London ist noch dabei und mit Chance auch eine Schule in Südfrankreich – in den Kontakt und den Austausch bringen. Zum Wohle der Schüler, neuer Unterrichtskonzepte und der Zukunft!  

State of the Art

Motivierend und aufregend zugleich sei es für die Schüler, sich mit neuen Technologien wie der Fusionsenergie zu beschäftigen: „Viel zu häufig unterrichten wir in der Schule doch den Stand der Wissenschaft von vorgestern“, betont Sarah Hjort. Die Physiklehrerin aus Kopenhagen rechnet damit, dass es an ihrer Schule weit mehr Interessenten als Plätze gibt: Nur sieben Personen, Lehrer inbegriffen, können an den Exkursionen vor Ort teilnehmen. „Das macht bei fünf Standorten immerhin 35 Personen“, rechnet Vogt vor. Eine bunte Gruppe, die im kommenden Frühjahr das Schülerlabor am DESY und den neuen Fusionsreaktor Wendelstein 7-X in Greifswald besuchen will. Da aber die Teilnehmer das neu erworbene Wissen weitergeben, die Ergebnisse dokumentieren und etwa einen Film erstellen, sei der Kreis der Involvierten weit größer. „Bei uns sind das gesamte Physikprofil und alle Zehntklässler aus dem naturwissenschaftlichen Praktikum beteiligt.“  

Auf der Suche nach sauberer Energie

Eine Auswahl von ihnen reist dann im kommenden Herbst in einen dänischen Windpark und im darauffolgenden Frühjahr ins polnische Torun. „Wir brauchen dringend eine Technologie, die nicht auf Kosten der Umwelt geht“, betont Physiklehrer Bogdan Sobczuk. Die Schüler sollen erfahren, wie die Kernfusion funktioniert und was sie von der Kernspaltung unterscheidet. „In Polen basiert die Energieversorgung auf Kohle und Braunkohle“, sagt Sobczuk und wechselt dabei kurz vom Englischen ins Deutsche. Wohl um zu unterstreichen, wie unvereinbar das mit weltweiten Klimazielen ist: Als Ersatz für einige Kohlekraftwerke ist ein Atomkraftwerk geplant – gegen den Widerstand der Bevölkerung. Stoff genug, um das Thema auf die Agenda zu setzen, wenn die europäischen Schuldelegationen nach Torun fahren.

Turbo übern Tellerrand

Der Physiklehrer selbst möchte sprachlich und didaktisch von dem Austauschprogramm profitieren. Miteinander und voneinander lernen, das sei das Tolle an einem EU-Projekt, findet auch Ulrike Vogt, die anderen Schulen Mut machen will: „Von den 123 geförderten EU-Projekte, die von deutschen Schulen eingereicht wurden, kommen nur drei aus Hamburg. Zu wenig für ein Tor zur Welt!“ Klar, so ein Antrag mache viel Arbeit, aber wenn man beobachte, wie die Schüler profitieren, in einer anderen Sprache präsentieren, dann habe sich die Arbeit schon gelohnt. Zudem entstehen dabei neue Unterrichtsmaterialien sowie Kontakte in die Wissenschaft und Wirtschaft. „Der Praxisbezug bringt die Schulen voran“, ist Vogt überzeugt. Das beste Beispiel dafür sei die Lehrerfortbildung der NAT in Greifswald, an der sie selbst teilgenommen hat und die sie davon überzeugt habe, die Projektleitung ihrer Schule beim Thema Fusionsenergie zu unterstützen. Nachahmung ist möglich: Eine weitere Lehrerfortbildung ist mit den Greifswaldern im Frühjahr 2016 geplant.

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