Zweifel, mach mal blau Speed-Dating mit Forscherinnen auf dem Bahrenfeld-Campus
Was soll ich später einmal machen? Das ist eine der ganz großen Fragen im Leben eines jungen Menschen – und für Dascha der Antrieb, an diesem Freitagvormittag den Campus Bahrenfeld zu besuchen. „Ich interessiere mich für die Naturwissenschaften und möchte gucken, was man damit so anstellen kann.“ Dass mehr geht als der Lehrerinnenberuf, weiß die Elftklässlerin, seit sie das Mädchen Mutmach-Programm mint:pink abgeschlossen hat. „Das hat mir gezeigt, wie praktisch man nach einem Physikstudium arbeiten kann.“ Und gab vor anderthalb Jahren den Ausschlag, das Physikprofil zu wählen. Jetzt will Dascha, die auch mit Kunst und Design liebäugelt, die Weichen für die Studien- und Berufswahl stellen und sucht das Gespräch mit jungen Forscherinnen – bei einem Speed-Dating im Rahmen der Mildred Dresselhaus Konferenz (MDC).
Sich entscheiden können
In gewisser Weise hatte es Mildred Dresselhaus vor über 60 Jahren einfacher, es gab weit weniger Berufsoptionen und Studienangebote – für junge Frauen allemal. Vor allem wusste Dresselhaus, was sie wollte, nämlich unbedingt Physik studieren. Die Nachwuchsforscherinnen, die heute ihren Spuren folgen, hatten dagegen schon deutlich mehr Entscheidungsschwierigkeiten: Die Abiturientin Valerie Lang schwankte beispielsweise zwischen einem Studium der Sprachen oder der Mathematik und entschied sich dann für die Physik. „Physik hat die spannenderen Fragestellungen und dafür braucht man Mathematik.“ Und Sprachen sowieso: Die Teilchenphysikerin arbeitet heute als Postdoktorandin mit am Atlas-Experiment, das im Cern in Genf beherbergt ist – ein höchst internationales Umfeld!
Forscher-Image entstauben
„Haben Sie das jemals bereut, dass Sie nicht Sprachen studiert haben“, will Lena wissen. „Nein“, sagt Lang. „In meiner Gruppe sind 42 Nationalitäten vertreten, da ist die Fremdsprache nicht mehr künstlich, sondern eine Selbstverständlichkeit.“ Sprachen mag und kann Lena ebenso gut wie die MINT-Fächer, wofür soll sich die Abiturientin bloß entscheiden? Auf keinen Fall will sie später abgeschottet in einem Labor vor sich hin arbeiten – was denn nun dran sei an dem Image vom Elfenbeinturm, fragt die 17-Jährige. „Man kann sich abschotten, wenn man das möchte, aber dann kommt man nicht sehr weit“, kontert Lang und lacht. Lena lacht mit.
Logisch-kreativ denken
Einen Tisch weiter steht Dascha bei der Experimentalphysikerin Katharina Wenig. Längst hat der Gong das Ende der Gesprächsrunde eingeläutet, aber den Bachelor in medizinischer Ingenieurwissenschaft, den die heutige Doktorandin in Lübeck absolviert hat, findet Dascha spannend. Per Programmierung aus einem MRT-Bild eine Lunge herauszufiltern, wie cool ist das denn! „Man hat am Ende ein Ergebnis, auf das man stolz sein kann“, lobt die Lise-Meitner-Gymnasiastin. Aus dem Speed-Dating nimmt sie drei Aufgaben mit: 1. Das Streben nach einem perfekten Lebenslauf loszulassen. 2. Sich auszuprobieren und Umwege in Kauf zu nehmen. 3. Zwischen Schulfach und Hochschule zu unterscheiden. „Es gibt keine Musterlösung wie in der Schule, sondern ein echtes Problem und das muss man kreativ lösen!“ sagt Dascha. Über medizintechnische Studiengänge will sie sich nun weiter informieren. Der Zweifel macht ab heute blau!