Begeisterung macht den Unterschied – und schwingt mit, als Lion in die Welt der Metallbearbeitung einführt: Eine Lampe selbst fertigen und zusammenbauen, „das ist ganz cool“, verspricht der angehende Mechatroniker bei Stromnetz Hamburg. Eine X-Achse mit Metallschlitten sägen, fräsen und später elektrisch steuern, „das ist deutlich komplexer“, so der Azubi im ersten Lehrjahr. Oder aus einem Metallstück einen Würfel von Hand feilen und die Augen bohren. „Das ist das Allererste, was ihr in der Ausbildung macht“, sagt Lion und reicht den Würfel an die jungen Werkstattbesucher weiter. Es sind Hamburger Stadtteilschüler und Schülerinnen. Was sie einmal nach der Schule machen wollen, darüber haben nur die wenigsten eine Vorstellung. Aber dass sich ein Fast-Gleichaltriger für sie Zeit nimmt und offen über große CNC-Maschinen, Fehlerquoten und zerborstene Bohrer spricht, kommt gut an.
Auf Du und Du mit der Chemikantin
„Lion war richtig cool“, findet Lukas. Der Heinrich-Hertz-Schüler sitzt an einem der großen weißen Tische im Stromnetz Ausbildungswerkstatt und ist frisch gestärkt für den zweiten Veranstaltungsteil, den Karin Pfäffle gerade einläutet: „Viel Spaß beim Speed-Dating, ist echt ein cooles Tool, nutzt das“, so der Appell der Geschäftsführerin. Das Besondere an dem Tool: Im persönlichen Austausch mit annähernd Gleichaltrigen können Vorteile und Chancen von dualen Ausbildungen glaubwürdig vermittelt werden. Dabei ist die Palette der vorgestellten MINT-Berufe keinesfalls auf den Gastgeber beschränkt. Vier weitere Betriebe sind vertreten und Lukas findet sich in der ersten zugelosten Gesprächsrunde am Tisch von Siemens Energy wieder, bekommt in der zweiten Runde Einblicke ins Duale Studium sowie die Ausbildung zum Chemikanten bei Shell und kann in der dritten Runde frei wählen.
Duale Ausbildung zum Leuchten bringen
Etwa das Elektrotechnikunternehmen Pfannenberg, das für Prozesskühlung und Signaltechnologie steht: „Ihr seid dafür verantwortlich, dass der Eifelturm nachts blinkt?“, fragt ungläubig Gyula Trebitsch Schüler Denny. Ja, und zwar mit 20.000 Blitzleuchten, die Azubis so programmiert haben, dass sie „wie ein Champagnerglas glitzern“, wie Lena-Marie Hoch betont. Die Personalmanagerin wird von einer angehenden Industriekauffrau und einer Fachkraft für Metalltechnik begleitet, hat aber auch Duale Studiengänge im Angebot. Denny will in die Fachinformatik einsteigen und sich bei Pfannenberg für einen Praktikumsplatz in Klasse 11 bewerben. Seine Mitschüler sind da noch zurückhaltender. Ob Abi oder mittlerer Schulabschluss, Handwerk, Büro oder Studium – die Zukunft scheint weit und offen.
Kleine Gruppen, große Fragen
Immerhin: Finanzielle Unabhängigkeit spricht für den dualen Weg. Helen hat an ihren drei Stationen stets nach Ausbildungsgehalt und den Verdienstperspektiven im Anschluss gefragt und verschiedene interessante Ausbildungen gefunden, wie die 15jährige sagt. Eine davon ist die technische Zeichnerin, von der Maik Boller berichtet. Gerade hat der Mechatroniker für Kältetechnik seinen Gesellenbrief erhalten, jetzt vertritt er den Familienbetrieb Kälte Bast insgesamt. „Wie ist die Arbeitsatmosphäre?“, will Helen wissen. Zur Antwort zeigt Maik ein Foto von einem Kollegen, der mit einem Elektroroller über den Hof fährt. „Spaßeshalber“, betont der Geselle und fügt hinzu: „Ich bin echt zufrieden.“ Helen ist es auch und nimmt viele Anregungen mit nach Hause. Stromnetz Projektleiterin Margot Niemann bringt es auf den Punkt: „Die Gruppengröße macht den Unterschied.“