Face Climate ChangeHamburger Oberstufenprofile nehmen Klimaforschung in den Blick
Ein Weckruf schallt durch die Technische Universität Hamburg: „Face Climate Change!“ Es ist das Motto des kk24 und damit siebten Hamburger Schülerklimakongresses, gerufen von sechshundert Jugendlichen, wenn auch nicht einstimmig. Moderator Youssef hat die drei Begriffe auf gleich starke Sitzgruppen im TU-Auditorium verteilt und dirigiert vom Podium aus: Wer schreit am lautesten? Sitzgruppe „Climate“ macht in Youssefs Ohren den Punkt und das passt gut zur Keynote von Markus Groth. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler arbeitet am Climate Service Center Germany (GERICS), das zum Helmholtz-Zentrum Hereon gehört. Für ihn ist der Klimawandel und seine Folgen ein „hartes ökonomisches Thema.“
Die Uhr tickt
Deutlich wird das am Beispiel der Kleinstadt Bleckede elbaufwärts. Kaum hatte die GERICS Starkregenmodellierung das Gefährdungspotenzial einer zentralen und an zwei stark verdichtete Supermarktparkplätze angrenzenden Straße aufgezeigt, stand diese wirklich unter Wasser. „Das Modell kann sehr gut erklären, was tatsächlich passiert“, sagt Markus Groth. Aber hat es auch Lösungen anzubieten, will Mascha wissen. Die Klosterschul-Gymnasiastin fühlt sich ein wenig wie die „junge Frau über dem Nebelmeer“ – eine Anlehnung an den Maler Caspar David Friedrich und Symbolbild des kk24. „Ich habe in letzter Zeit viel über die Zukunft nachgedacht – mit relativ viel Angst“, sagt Mascha. Die Erwartungen an die junge Generation seien zu hoch, ergänzt ihre Freundin Ajlin: „Wir sollen unsere Zukunft sichern – und die unser Kinder und Eltern gleich mit.“
Vom Abfall zum Nährstoff
Eine simple, aber globalgedachte Lösung gegen Stickstoff-Emissionen und für eine Reduzierung von chemischen Düngern in der Landwirtschaft ist die Umwandlung wertvoller Inhaltsstoffe menschlicher Ausscheidungen und Toilettenabwässern zu Dünger. Ein Verfahren, das Sensorik und die Abwärme von Industrieanlagen für das Monitoring und die Aufbereitung nutzt, macht Andreas Obersteg deutlich. Der Wissenschaftler der HafenCity Universität Hamburg arbeitet mit an dem EU-geförderten Projekt „P2Green“, für das 32 Partner aus 13 Ländern kooperieren. „Wir müssen uns von linearen Wegwerfmentalitäten verabschieden und die Kreisläufe schließen“, sagt Anita Beblek. Die Geschäftsführerin der federführenden agarthaer GmbH will wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis bringen. Mascha gefällt der Ansatz. „Aber ich selbst habe ja keine Trenntoilette zu Hause“, seufzt Ajlin.
Der Nebel lichtet sich
Die Geoprofilschülerin wünscht sich konstruktive Anregungen, wie sie sich engagieren und für die Konsequenzen durch den Klimawandel wappnen kann. Wissenschaftler Groth sieht die Verantwortung für Veränderungen dagegen vor allem auch bei Wirtschaft und Politik – und Anpassungsmaßnahmen gegen Extremwetterereignisse nur als ein Baustein. Im Falle gepflegter Abflüsse, frei von Sand, Laub und Gehölz gehe das auch unkompliziert und kostengünstig. „Wie viel Geld könnte Hamburg sparen, wenn alle Abflüsse gesäubert würden“, hakt Sankt-Ansgar-Schülerin Karolin nach. „Das zu quantifizieren, ist eine sehr schlaue Frage, das weiß ich nicht und wurde auch noch nicht gemacht“, so der Ökonom. Vielleicht ja ein Forschungsprojekt für die Schülerin – bis zum nächsten Klimakongress.
Weitere Eindrücke und Bilder vom Klimakongress kk24 und im Bericht Facettenreich.