Hinter die Fassade blicken
31.08.2022

Hinter die Fassade blickenHamburger Jugendliche recherchieren zu sauberen Technologien

Der Anfang eines jeden Forschungsvorhabens: Das Thema eingrenzen und die passende Leitfrage formulieren. Mit diesem klaren, aber nicht einfachen Arbeitsauftrag sehen sich an diesem Vormittag knapp 50 Schülerinnen und Schüler vier Hamburger Stadtteilschulen konfrontiert. Kaum geäußert schnellen bereits die ersten Finger nach oben und fragende Blicke werden ausgetauscht. Es ist der vierte Programmtag bei clean:tech der die Teilnehmenden über mehrere Sessions hinweg bis zum eigenen Rechercheprojekt führen soll. Die Idee: Die Jugendlichen setzen sich intensiv mit einem Aspekt aus dem Themenfeld saubere Technologien, damit verbundenen Berufen, Unternehmen und CO2-Emissionen auseinander und bereiten diesen in kreativen Formaten für eine Abschlusspräsentation auf. Die gewonnenen Eindrücke aus den Unternehmensbesuchen und Diskussionen der letzten Programmtage nutzen, eigene Interessen verfolgen. Einige beruhigende Worte der Projektleiterin und genaue Anweisungen später geht es im anschließenden Workshop an die Arbeit.

Augenscheinliches infrage stellen

Brainstorming in rotierenden Gruppen zu unterschiedlichen Themen. Saubere Technologien sollen es an diesem Tisch sein. Ein Schüler schreibt E-Autos auf einen pinken Post-It und will diesen gerade aufkleben. Die Zuordnung in diese Kategorie laut ihm eindeutig. „Stimmt doch gar nicht“, kontert Aylin vehement. „Mag sein, dass der Antrieb nachhaltig ist, aber Unternehmen und Produktion bestimmt nicht.“ Das müsste man sich schon genauer anschauen. Die Schülerin der Heinrich-Hertz-Schule tippt schnell etwas ins Smartphone und schießt noch ein paar Zahlen zu Emissionen eines bekannten amerikanischen Herstellers von Elektroautos hinterher. Die anderen Schülerinnen und Schüler am Tisch steigen schnell in die Diskussion ein. „Die Rohstoffe, das ist auch etwas, was man sich mal genauer angucken sollte“, sagt ein anderer in die Runde. Da sind sich alle schnell einig. „Auja“, jauchzt Joanne. Und schaut ihre Freundin Aylin an. „Wir machen ein Projekt zu E-Autos“. Schon sind Thema und Gruppe gefunden. Die Diskussion geht angeregt weiter.

Den Zeitgeist erfasst

Hinter die Fassade schauen, Dinge hinterfragen und sich nicht mit vermeintlichen Fakten und Daten abspeisen zu lassen. Auch das ist Ziel des Programms, welches die Initiative NAT als Teil des umfangreichen Projektes clean:tech inside und gefördert durch die Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation, dieses Jahr zum ersten Mal durchführt. „Wir wollten schon lange ein Projekt in diesem Bereich umsetzen, finden aber im Schulalltag nicht die Zeit. Da kam clean:tech wie gerufen und die tolle Organisation des Programms entlastet uns enorm“, erzählt ein Lehrer der Heinrich-Hertz-Schule, begeistert. Die Klimaschule im Stadtteil Winterhude ist eine von Vieren, die sich am Pilotdurchgang beteiligen. Begeisterung auch bei den Schülerinnen und Schülern, denn alle haben eine Gruppe und ihre Leitfrage gefunden. Und die Vielfalt der Themen hat es in sich. Diese reicht von kritischen Blicken auf die CO2-Bilanz von Lebensmitteln, dem Unternehmensvertreter im Podcast-Format auf den Zahn zu fühlen bis hin zu hoffnungsvoller Energieforschung im Bereich Kernfusion. „Und wer hat Lust gleich loszulegen“, fragt die Projektleiterin in die Abschlussrunde. Wieder schnellen die Finger nach oben, diesmal sind es jede Menge Daumen.

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