Was mit Zukunftclean:tech erkundet Deutschlands größte Ladestation für Elektrobusse zu Besuch bei der Hochbahn
Groß, Mega, HOCHBAHN – am Busbetriebshof Alsterdorf ist nichts klein geraten. Das merken die Jugendlichen schon auf dem Weg ins Hauptgebäude. Rechts ein Parkhaus für Mitarbeitendenfahrräder oder PKWs, im Hintergrund riesige begrünte Carports für die Busse und dann noch dieses fensterlose Objekt zur linken Seite – ein hofeigenes Umspannwerk, wie Betriebshofmanager Jan Kobza den Neuntklässlerinnen und Neuntklässlern zur Begrüßung erklärt. Sie interessieren sich für den Klimaschutz und Nachhaltigkeit und wurden von ihrer Stadtteilschule, der Goethe-Schule Harburg, für das Programm clean:tech ausgewählt. Es ist Teil einer neuen Projektidee der Initiative NAT und will zeigen, welche sauberen Technologien in Hamburg erforscht und eingesetzt werden – und da gehört die HOCHBAHN, die spätestens 2030 ganz auf Emissionsfreiheit setzen will, unbedingt dazu.
Kraftprotz: 52,5 Tonnen Transformator
Der 2019 eröffnete und voll auf E-Mobilität ausgerichtete Betriebshof Alsterdorf gilt dabei als Meilenstein: „Wir können hier eine 40.000 Einwohnerstadt mit Strom versorgen“, sagt Jan Kobza. Oder eben die Akkus von 260 Bussen gleichzeitig beladen: Schon 2023 soll die Hälfte der Alsterdorfer Busflotte emissionsfrei durch die Stadt fahren, nach und nach werden auch die anderen Betriebshöfe in Hamburg umrüsten. Genug zu tun also für Elektrotechnikerinnen und Elektrotechniker wie Hendryk Münster. Wie die hohe Spannung von 110.000 Volt auf ein Akku-taugliches Maß transformiert wird, zeigt der Sachgebietsleiter für Ladeinfrastruktur den Jugendlichen Schritt für Schritt. Warum da so viel Luft nach oben ist, wollen sie mit Blick auf die hohen Decken im Umspannwerk wissen. „Wir müssen den Trafo kühlen“, sagt Hendryk Münster und erklärt, wie eine natürliche Lüftung thermische Kurzschlüsse verhindert.
Platzhirsch: 45 000 Quadratmeter Busbetriebshof
Abwärme nutzen, Ladetechnik effektiver machen und Regenwasser durch die Dachbegrünung speichern: Wie groß und nachhaltig der Betriebshof wirklich ist, lernen die Jugendlichen auf einer Busfahrt kennen – emissionsfrei versteht sich. Auf der freien Strecke bis zu den Wasch- und Wartungsanlagen drückt Busfahrer Peter mächtig auf die Tube. Noah wird sanft in die Rücklehne gepresst und genießt die leise Fahrt sichtlich. Kurz zuvor hatte der 15-Jährige selbst auf dem Fahrersitz Platz genommen und sich vom Betriebshofleiter die Technik erklären lassen. Aus Interesse an der Elektronik, nicht an einer Ausbildung zur Fachkraft im Fahrbetrieb, wie er betont: „Ich mag nicht so gerne sitzen, ich bin eher der, der draußen rumbastelt.“ Noah könnte sich vorstellen, im Starkstrombereich zu arbeiten. Sein Tischnachbar Ehsan präferiert den Beruf Elektronikerin oder Elektroniker für Informations- und Systemtechnik und Olivia möchte Gleisbauerin werden: „Damit hält man sich fit.“ Einziger Nachteil: „Die Nachtarbeit“, findet sie.
Zugpferd: 1,2 Millionen Fahrgäste täglich
Das alles weiß Olivia erst, seit Carolin Ritter aus dem Personalmarketing die Vielfalt der Ausbildungsberufe der HOCHBAHN kurzweilig vorgestellt hat. Eingebettet in ein digitales Quiz lernen die Jugendlichen nebenbei eine Menge Fakten über die HOCHBAHN, die zwar alle kennen, aber doch die meisten unterschätzen. Sowohl, was das Alter des Unternehmens – seit 1911 – als auch, was die Zahl der Fahrgäste betrifft: „Wir befördern circa zwei Drittel der Gesamtbevölkerung Hamburgs täglich – wenn gerade keine Pandemie herrscht“, so Carolin Ritter. Neue HOCHBAHN-Fans hat sie an diesem Vormittag auf jeden Fall gewonnen. „Ich dachte vorher, der Strom kommt aus der Steckdose, fertig“, sagt Marjan. Noah hat auch der clean:tech-Gedanke an diesem Vormittag überzeugt: „Die interessieren sich für uns, die Umwelt und die Zukunft.“ Kurzum, ein Betriebsbesuch noch viel besser als erwartet, resümiert Ehsan: „Ich fand’s supergeil!“