Ansteckendmint:pink lötet smarte Photometer an der HAW Bergedorf
Lötkolben, Lötzinn und eine ruhige Hand: Drei Dinge, die Layla voll im Griff hat. Schon ist die erste Leiterbahn auf der Platine gelötet, der erste Akt eines höchst komplexen Schaltplans erfüllt. „Seid ihr zufrieden?“, fragt Ulrich Scheffler. Vom Hauptberuf ist er Mitarbeiter im Labor Bioprozessautomatisierung der HAW Hamburg, an diesem Vormittag Lötmaster. Ja, Layla und ihre Teamkollegin Miriam finden an der Metallverbindung nichts, was zu beanstanden wäre, keine Ausbuchtung, keine Kugel, es schaut sauber aus. „Sehr gut“, lobt nun auch Scheffler und will wissen, ob die Neuntklässlerinnen schon mal gelötet haben. Layla ja, Miriam nein. „Und wer hat’s gemacht?“, fragt der Biotechnologe weiter und ermutigt Miriam, es im nächsten Schritt zu probieren.
Löten leicht gemacht
Jede kann, jede darf, das ist das erste Prinzip, hinter dem „Schülerlabor mobile Analytik“, das an diesem Vormittag ein Schülerinnenlabor ist. 14 mint:pink-Mädchen vom Luisen-Gymnasium sind zu Gast und lernen schnell das zweite Laborprinzip kennen: Autonomie stärken. „Sag du selbst“, ermuntert Scheffler die Mädchen, wenn es um die Bewertung der Lötarbeiten geht. Vor rund sieben Jahren hat der Biotechnologe das Projekt „Smartphone-Photometer“ auf den Stand der Technik gebracht, wie er betont: „Ich entwickele sonst auch Elektronik, aber für die Biotechnologie.“ Das Minilabor für die mobile Analytik gehört eher in den Fachbereich der Umwelttechnik. Man kann damit in Gewässerproben die Spuren von für das Auge nicht sichtbaren Ammonium nachweisen. Das probieren die Mädchen mit ihren selbst gebauten Photometern im zweiten Teil der Veranstaltung auch selbst aus.
Anstiftung zum MI(N)Tmachen
Aber Scheffler denkt bei seinem Engagement nicht in Fachgrenzen. Es geht um das große Ganze, mehr MINT-Nachwuchs, weil vor allem Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zur Lösung der Weltprobleme beitragen könnten, ist der Wissenschaftler überzeugt. „Wir wollen anstiften“, sagt er. Gelungen ist das schon bei Sophia Kaletsch. Die 24-jährige hat nicht nur bereits ein Photometer gebaut, sie möchte vor allem dazu beitragen, neue Medikamente gegen Krebs zu entwickeln. Aber dafür müsse man im Labor unglaublich viel messen und regeln, von der Temperatur bis zum pH-Wert, so die angehende Biotechnologin. „Je mehr man das automatisiert, desto verlässlicher und standardisierter wird das“, ist die Masterstudentin überzeugt. „Dafür ist Elektronik total wichtig.“
Grünes Licht für steile Lernkurven
Elektronik ist gelegentlich ein Fach, das Frauen abschreckt. Es sei denn, sie dürfen ganz in Ruhe eigene Erfahrungen sammeln. „Im ersten Moment war ich verzagt, es war aufregend“, sagt Miriam. Aber nach dem x-ten Lötvorgang hält sie den Lötkolben wie einen Stift ganz souverän in der Hand. Ein eigenes, nicht gerade alltäglichen Messgerät zu bauen, findet ihre Mitschülerin Leni „voll cool: Das sollte man auch im Physikunterricht häufiger machen“. Ein Lob, das Ulrich Scheffler gern an die Gruppe zurückgibt: „Ihr macht das richtig toll, voll konzentriert und ohne Konkurrenzdenken.“ Bei wem zuerst die Leuchtdioden grün, rot und blau leuchten, spielt keine Rolle. Hauptsache, es funktioniert: Das Smartphone mit dem Photometer verbinden, eine Leerprobe reinstellen und die Extinktion - ein Maß für die Abschwächung des Lichtstrahls durch Probe - messen. Grünes Licht erreicht die besten Werte – und steht für eine steile Lernkurve an diesem mint:pink-Tag.