Auf Sicht fliegen
08.10.2024

Auf Sicht fliegenHamburgs erstes MINT-Cluster für Schülerinnen am Start

Die Geschwindigkeit kontrollieren, die Flugzeugnase leicht unterm Horizont halten, dann eine Rechtskurve einschlagen: „Das reicht schon“, ruft Christopher und ermuntert seine Kopilotin am Steuerhorn zu ruhigen, kontrollierten Bewegungen. „Das Flugzeug bricht schnell in irgendeine Richtung weg“, betont er. Christopher studiert Mechatronik an der TUHH, als Segel- und Motorflieger mit Pilotenlizenz ist er aber auch ein willkommener Tutor am Flugsimulator des DLR School-Lab. Das Schülerlabor, das Technische Uni und Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt gemeinsam betreiben, hat an diesem Nachmittag fünf Schülerinnen zu Gast. Sie kommen aus unterschiedlichen Schulformen und Stufen aus ganz Hamburg. Was die Neuntklässlerin Vindhya vom Gymnasium Süderelbe mit der Zwölftklässlerin Meena von der Goethe-Schule-Harburg verbindet, ist das Interesse an Naturwissenschaften und Technik. 

NATürlich TUHH   

Das passt gut zur Initiative NAT. Zusammen mit der Schulbehörde und der TUHH hat sie ein neues vom Bund gefördertes Programm zur Berufsorientierung ins Leben gerufen. Es trägt den programmatischen Titel mint:dual: Schülerinnen sollen für das duale System gewonnen werden, ob als Ausbildung oder Studium. Etwa an der TUHH, wo viele Studiengänge auch dual studiert werden können und wo das Programm mit einer Campustour in Kleingruppen startet.  „Ich bin schon sehr mit der TUHH verbunden und habe das Angebot über die Webseite gefunden“, sagt Vindhya. Meena ist dagegen durch ihren Physiklehrer auf das Angebot aufmerksam geworden: „Das gefällt mir, ich bin ja nicht umsonst im Physikprofil“, so Meena, bevor sie im simulierten Cockpit Platz nimmt.   

Der Körper bleibt am Boden, der Geist fliegt 

„Wir fliegen eine Diamond DA 40, ein kleines, viersitziges Motorflugzeug“, erklärt Christopher. Das ist mehr an die umstehenden Mädchen als an Meena gerichtet. Denn die hat alle Hände voll zu tun mit dem komplizierten Steuerhorn, das vorwärts und rückwärts bedient wird. Dazu noch ein unübersichtlicher „Uhrenladen“, bei dem sich Meena vor allem auf Höhenmesser, Horizontanzeige und die sich nähernde Landebahn konzentriert. Aufsetzen, Abbremsen, Applaus – nur Meena ist unzufrieden, weil ihre allererste Landung keine sanfte war: „Ich bin zu hektisch, man muss mehr Geduld haben“, sagt sie selbstkritisch. Gruppen-Guide Nour widerspricht: „Du hast das toll gemacht!“ Noch ist keine Pilotin vom Himmel gefallen. „Einfach probieren, ihr könnt nichts falsch machen“, ermuntert die Masterstudentin die anderen Mädchen. Maide meldet sich. „Ich will nur kurz ausprobieren, wie sich das anfühlt“, sagt die 17-Jährige.

Probieren geht vor Studieren   

In Ausbildungen hineinschnuppern, selbst bauen oder programmieren, mit angehenden Informatikingenieurinnen wie Nour ins Gespräch kommen, genau darum geht es bei mint:dual. Die Mädchen lernen das Flechtprinzip einer „Leonardobrücke“ kennen, probieren sich am Schiffssimulator und als sie von Stadtplaner Lennard Werner in die Herausforderungen der Verkehrsplanung eingeführt werden, kommt der Anruf aus dem Orga-Team. „Wo bleibt ihr denn?“ Die Zeit ist wie im Fluge vergangen und Maide froh, dass sie den mint:dual Aushang neben dem Schulbüro gesehen und abgescannt hat. „Wir als Schüler bekommen eigentlich gar nichts mit“, sagt sie. Der Fokus liege auf dem Abi, was danach komme, sei Fremdland. „Hier kann man viele Berufe kennenlernen“, lobt die Emil-Krause-Schülerin. Die Schnittmenge zwischen Bau-, Wirtschaftsingenieurwesen und Stadtplanung sei für sie neu gewesen und „megainteressant“, betont Maide. Als nächstes will sie sich für den Workshop 3D-Druck anmelden. „Ich bin ein kreativer Mensch, Produktdesign wäre auch etwas für mich.“

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