Ein Herz auf der Motorhaube zum Leuchten bringen, die LEDs auf den Seitenachsen in Regenbogenfarben strahlen lassen, eine Melodie abspielen: Was das Beiprogramm angeht, sind die Microbits-Fahrzeuge schon ziemlich weit vorne. Nur beim autonomen Fahren halten sich die Einplatinencomputer nicht immer an den Code: Annis Auto fährt die ganze Zeit geradeaus, obwohl die Neuntklässlerin erst eine Linksdrehung, dann eine Rechtsdrehung programmiert hat. Kurzer Blick zusammen mit Tutorin Merle Schulte auf ihr Skript: „Ich gehe für eine fünftel Sekunde vorwärts, dann drehe ich mich nach links, aber gehe sofort wieder vorwärts, aber drücke sofort auf die Bremse“, übersetzt Merle die farbigen Blöcke, die Anni per Mausklick untereinander gesetzt hat. Anni muss lachen: „Ach so, okay“, sagt sie und macht sich an die Überarbeitung ihres Codes.
Was kommt nach dem Schulabschluss
Die 14-Jährige ist Teilnehmerin von mint:dual, einem Programm zur Berufsorientierung junger Frauen. Es wird vom Bund gefördert und von der Initiative NAT in Kooperation mit Schulbehörde und Technischen Universität Hamburg (TUHH) organisiert. Neben zahlreichen beteiligten Unternehmen bietet auch dual@TUHH den Programmteilnehmerinnen ein praktisches Angebot. Wie an diesem Freitag einen Workshop mit dem Titel „Autonom durch ein Labyrinth flitzen“, für den sich Anni zusammen mit zwei Freundinnen angemeldet hat. Für die drei Gyula Trebitsch Schülerinnen ist es der erste Ausflug in die Programmierung und damit in eindeutige Anweisungen, die der Computer sehr schnell von oben nach unten abarbeitet, wie Merle betont. Es ist klar, dass Anni dem Mikrocontroller mehr Zeit geben muss, die Befehle auszuführen: Sie kopiert einen blauen „Pausiere-Block“, fügt ihn vor den Rotationsblock und setzt die Zeitangabe auf zwei Sekunden. Nicht vergessen, die neuen Befehle auf das Microbit-Laufwerk hochzuladen und zu testen. „Ja, jetzt geht es“, freut sich Anni.
Wie Melodie den Motor manipuliert
Niki hat den Testlauf ihrer Freundin aufmerksam verfolgt. „Das ist ja cool“, lobt sie. Bei ihrem eigenen Code hat sie die Befehle simpel gehalten: Die LED-Farbe von blau auf pink wechseln, losfahren, geradeaus halten, Musik abspielen – fertig. Allerdings macht ihr Fahrzeug lieber sein eigenes Ding, dreht sich ununterbrochen um die linke Achse, statt Strecke zu machen. Das hat in der Tat mit der Musik zu tun, wie Merle nach einigen Versuchen feststellt. Die Studentin entfernt Nikis Befehl, „bis zum Ende vom Ende“ zwei Melodien abzuspielen – und schon kennt das Auto nur noch die vorprogrammierte Richtung. Merles Erklärung: „Die Melodie manipuliert den Motor – das ist einer dieser merkwürdigen Verschaltungen, die wir nicht erklären können.“ Niki ist dennoch von ihrem ersten Coding-Workshop begeistert. „Ich finde es spannend, dass wir gerade erst die Grundlagen gelernt haben und am Ende schon Fahrzeuge bewegen können“, sagt sie.
Worauf es im Studium ankommt
Nicht immer funktionieren die Befehle zusammen, aber ohne Sound klappt das Autonome Fahren schon einmal einwandfrei. „Der Code hat noch Macken, aber allgemein macht es richtig Spaß“, so Fatema. Für die Esther-Bejarano-Schülerin ist es nicht die erste Erfahrung mit Programmierung, jedoch ihre erste Exkursion mit mint:dual. Als nächstes will sie eine binäre Uhr löten. Ihre Tischnachbarin Jessica von der Stadtteilschule Walddörfer empfiehlt den Workshop zum 3-D-Druck: „Das war auch richtig cool“, sagt sie. Die Elftklässlerin hat noch gut zwei Jahre bis zum Abi und will die Angebote von mint:dual zur Orientierung nutzen. Lieber Theorie oder Praxis? Am besten beides, rät Betreuerin Merle. Ihr Maschinenbau-Bachelor sei sehr theoretisch, aber erst in Gruppenarbeiten und praktischen Umsetzungen erschließe sich die Theorie. „Durch die Anwendung versteht man es.“ Jessica nickt und will ihr Wissen gleich weitergeben: an ihren Großvater auf der Rückfahrt von Harburg in die Walddörfer.