Fachinformatikerin werdenZu Gast beim Öko-Stromanbieter Lichtblick - mint:pink geht der Lichtblick IT auf die Spur
Alexa ist knapp bei Kasse. Kurzerhand notiert sie im Kontobuch, dass Dunja ihr fünf Euro geben muss. „Wie findest du das so?“, will Moderator Morton Römer von Dunja wissen. Die Neuntklässlerin vom Matthias-Claudius-Gymnasium bewahrt Haltung: Wenn sie tatsächlich Geld schulde, sei das wohl in Ordnung, sagt sie. „Ja, aber Alexa behauptet das einfach nur“, legt Morton nach. Der Softwareentwickler ist an diesem Vormittag in schwieriger Mission unterwegs. Er soll Fünfzehnjährigen seinen Beruf nahebringen, gleichzeitig seinen Arbeitgeber, den Ökoenergieanbieter Lichtblick, würdig vertreten und sich dabei nicht mit komplizierter IT aufhalten. Also hat er die Pinnwand zum Kassenbuch, seine Auszubildende Alexa zur Komplizin und Kryptowährung zum Thema gemacht. „Bitcoin ist tatsächlich in einem Freundeskreis entstanden, die Methode habe ich adaptiert, aber der Prozess bleibt offen“, erklärt der 30-Jährige das Experiment.
Lichtblick für IT-Berufe
Anders gesagt: Welche Aspekte aus dem komplexen Bitcoin-System aufgegriffen werden, bestimmen die Mädchen selbst. Sie sind Teilnehmerinnen im „mint:pink“ Mutmachprogramm und auf der Suche nach Perspektiven, die Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, kurz MINT, für sie bereithalten. Bei Lichtblick dominiert ganz klar die IT: Bereits jeder fünfte Mitarbeiter ist damit beschäftigt, Kundendaten sicherer zu machen, Vorgänge zu automatisieren oder auch mal eine Konferenzanlage mit dem Internet zu verbinden. Für das nutzerfreundliche Design neuer Funktionen sind Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung zuständig, die Morton Römer ausbildet. Seine Kollegen von der „Systemintegration“ übernehmen dagegen maßgeblich den technischen Support oder die Einrichtung neuer Arbeitsplätze.
Ein Fest für die SSD-Platte
Auch dieser Ausbildungsberuf ist auf der Suche nach „Young Talents, darunter fallt auch ihr“, gibt Personalentwicklerin Jannika Ulbricht den neun Schülerinnen zu verstehen. Ihren Unternehmensbesuch begleiten fünf Mitarbeitende und ein Praktikant. Der hohe Personalschlüssel unterstreicht die Wertschätzung, dazu kommt noch ein eigenes Programm, mit dem die beiden Ausbildungsberufe für sich werben. Bei den angehenden Fachinformatikern für Systemintegration Chiara Bradler und Luca Rauscher bringen die Mädchen eine Konferenzanlage zum Laufen, spielen mit den technischen Komponenten eines Rechners Memory und schnuppern Serverluft. „Das hat Spaß gemacht“, sagt Olivia. Die 15-Jährige würde gern in die Systembetreuung ihres Gymnasiums einsteigen. Ein komfortabler Job sei das – bisher allerdings fest in der Hand von computeraffinen Jungs.
Systeme statt Flüge begleiten
Höchste Zeit, das zu ändern. Chiaras Karriereweg bietet dafür eine Vorlage. Zunächst hat die 23-Jährige eine typische Frauenkarriere mit Fremdsprachen und Flugbegleitung eingeschlagen, dann nach einem abwechslungsreicheren Beruf Ausschau gehalten. Im Lichtblick Assessment überzeugte sie, zwar ohne Fachkenntnisse, aber bei der Teamfähigkeit so sehr, dass für sie eigens eine zweite Ausbildungsstelle geschaffen wurde. „Man muss fehlerorientiert arbeiten können“, sagt Chiara. Das gilt auch für die Kollegen aus der Anwendungsentwicklung. Mortons mint:pink-Team hat festgelegt, dass nur der Zahler Transaktionen freigeben kann. Die erste goldene Regel in ein selbstverwaltetes Finanzsystem, das im zweiten Schritt automatisiert werden soll – für die Stunden, wo es mehr ökologisch produzierten Strom als Abnehmer gibt, so Morton.