Freie Fahrtmint:pink Teilnehmerinnen programmieren Roboterauto bei der inovex GmbH
Der Fuhrpark steht schon bereit, als die Schülerinnen vom Coppernicus-Gymnasium aus Norderstedt den hellen Konferenzraum des IT-Unternehmens in der alten Marzipanfabrik betreten. Sechs ZÜMIs, kleine türkisblaue Roboterautos, warten bereits auf ihren Einsatz. Die geöffnete Heckklappe offenbart das Innenleben. Ein Raspberry Pi als Gehirn, diverse Kabel, Schaltungen und Sensoren, eine Kamera an der Front zur Objekt- und Gestenerkennung und sogar Augen auf dem Display, die die Stimmung verraten. Emotionen und Texte kommuniziert ZÜMI über den kleinen Bildschirm – theoretisch, denn zuerst muss das kleine Auto lernen. „Probiert die Basics im learning modus aus, spielt ein bisschen rum und schaut, was es für Möglichkeiten gibt“, ermutigt Frauke Beccard die Schülerinnen vor den aufgeklappten Laptops. Die 27-Jährige ist nach einem Informatikstudium seit zwei Jahren bei inovex als Data Engineer beschäftigt und möchte den Teilnehmerinnen vom Mädchen-Mut-Mach-Programm mint:pink das Programmieren näherbringen.
Zukunft voraus
ZÜMI ist wach und vorwärtsfahren geht bereits von allein. Im drive modus rast das kleine Auto auf Valentina und Stella zu. Die Mädchen bewahren den kleinen Roboter vor dem Sturz über die Tischkante und jubeln begeistert. „Es würde also wirklich einfach vom Tisch fahren“, fragt Nikolas Adami erstaunt. Als Vertreter der Behörde für Wirtschaft und Innovation, die die Initiative und ihr Programm mint:pink seit Beginn an fördert, ist Nikolas Adami heute beim Besuch der Schülerinnen vor Ort. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sind auch bei der Behörde hochaktuelle Themen und Fachkräfte im Informatik-Bereich werden dringend gesucht. „Ja, auch das muss ZÜMI erst lernen“, antwortet die Dateningenieurin freudig und fügt an die Mädchen gewandt hinzu, „also aufpassen, dass nicht gleich ein Unfall passiert“. ZÜMI vor dem Abgrund bewahren - keine leichte Aufgabe.
Von Logik und Loops
Die Sprachen Blockly und Phyton stehen zur Auswahl, um die Befehle an das Roboterauto einzugeben. „Der Informatikunterricht ist gerade ganz spannend. Momentan haben wir das Binär-system, also die mathematischen Grundlagen“, sagt Finja. Mit Blockly hat die 13-Jährige bereits erste Erfahrungen gesammelt. Mit ihren beiden Mitstreiterinnen Giuliana und Lara ist sie schon bei den komplexeren Schleifen-Befehlen angekommen. „Es sagt wirklich Lara, Leute!“, die 15-Jährige ist ganz aus dem Häuschen, denn ZÜMI hat gerade gelernt, ihren Namen auf dem Display anzuzeigen. Dann setzt sich das Auto wieder in Bewegung. „Jetzt fährt es automatisch eine acht und das zehnmal“, sagt Giuliana stolz.
Ein Herz für die Informatik
Gelächter am Platz nebenan „Es will einfach nicht aufhören“, stellt Zoe fest, während ZÜMI sich unaufhaltsam im Kreis dreht. Nun steht eine Fehleranalyse an, auch das normaler Berufsalltag als Programmiererin, wie Frauke Beccard die Teilnehmerinnen beruhigt: „Die Programmiersprachen helfen uns, die Wirklichkeit für die Maschine zu übersetzen“. Die anfängliche Sorge vor der Komplexität der Informatik, relativiert sich im Laufe des Tages ein wenig. Die Datenspezialistin, die selbst ohne Vorkenntnisse nach der Schule zum Informatikstudium fand, schafft es, den Mädchen zu vermitteln, dass vor allem logisches Denken gefragt ist. Und dass sich Programmiersprachen mit ihrer Grammatik und verschiedenen Vokabeln, wie ihre gesprochenen Verwandten, auch erlernen lassen. Bei der Präsentation der Ergebnisse stellt Lara begeistert fest: „Ich hätte nie gedacht, dass wir heute wirklich so viel schaffen“ und lässt ZÜMI zum Abschluss noch ein einwandfrei programmiertes Herz fahren.