mint:pink macht sich schlauWie Künstliche Intelligenz Hamburgs Mobilität beflügelt - Schülerinnen erleben KI im ARIC
Schnell einchecken, schön abfliegen – schon setzt sich das Förderband schnarrend in Bewegung. Doch der Koffer kommt nicht weit. Sein Teleskopgriff ragt weit über die Box hinaus und bei solchen Überhängen kennt die Künstliche Intelligenz, genauer die „Baggage Handling AI“ kein Pardon: Der Desktop über dem Laufband zeigt auf Stopp und im Bild, wo das Problem liegt. „Der Koffer könnte ja steckenbleiben, sich verhaken und herausgeschleudert werden“, sagt Elisabeth Weißbecker. Der Projektmitarbeiterin im „Artificial Intelligence Center Hamburg“, kurz ARIC, ist wichtig, dass es sich dabei um die Motive der Programmierer und Auftraggeber handelt – nicht der KI. „Das ist ein Beispiel für das überwachte Lernen“, erklärt sie den jungen Center-Gästen. Es sind mint:pink-Teilnehmerinnen der Gymnasien Lise-Meitner und Marion-Dönhoff.
Überwachtes Lernen
Ein Algorithmus ist immer so gut wie die Datengrundlage, die ihn trainiert. Das haben die Mädchen schon im ersten Teil der Veranstaltung erfahren und unterschiedliche Trainingsverfahren vorgestellt bekommen, vom verstärkenden bis zum unüberwachten Lernen. Beim „Überwachten Lernen“ gibt der Mensch die richtigen Antworten zunächst vor, die Maschine muss dann das Muster dahinter erkennen. Im Fall der Gepäckservice-Software heißt das, zwischen hartem Metall und flexiblem Papier zu unterscheiden: Dem Miniaturrucksack im zweiten Testdurchlauf gibt die KI grünes Licht, obwohl sein Gepäckanhänger aus der Box herausragt. „Ich finde es faszinierend, dass Künstliche Intelligenz lernen kann, auch wenn sie kein Bewusstsein hat“, sagt Maya. Die Marion-Dönhoff-Gymnasiastin liebäugelt mit einem Informatikstudium – und zählt damit doppelt zur ARIC-Zielgruppe.
KI ist gleich Mathe
Der neue Lernort im Nachwuchsprogramm mint:pink das Ziel, die KI-Kompetenzen in Hamburg zu bündeln. Dazu gehört beispielsweise auch, dem Fachkräftemangel in der IT begegnen und die KI-Akzeptanz in der Gesellschaft erhöhen. „KI ist gleich Mathe“, betont Weißbecker, die das Thema entmystifizieren will. Weg von humanoiden Robotern, die in Horrorfilmen zur Weltherrschaft gelangen. Hin zu praktischen Anwendungen, wie dem Lieferroboter „Starship“, der schon im Stadtteil Eimsbüttel probehalber Pakete verteilt. Dass der Datenschutz dabei nicht auf der Strecke bleibt, zeigt ein weiteres Tool, das Menschenaufkommen misst, aber die Gesichter automatisch anonymisiert. Wie die intelligente Gepäckförderanlage kommt es aus dem Unternehmen Lufthansa Industry Solutions, das ARIC-Gründungsmitglied und an diesem Vormittag mit KI-Chefin Susan Wegner prominent vertreten ist.
IT geht immer
Im Austausch mit den Neuntklässlerinnen erzählt Wegner von ihrem Werdegang zur Führungskraft von gut hundert Fachleuten. „IT geht immer und ist sehr vielfältig“, betont die promovierte Informatik- und Mathematikerin. Die „Baggage Handling AI“ habe ihr Team entwickelt, als ein Flughafen mit einer alten Förderanlage zu viele Ausfälle beklagte. Und die KI-gestützte Vorhersage des Passagieraufkommens diene auch der Nachhaltigkeit, weil die Anzahl benötigter Mahlzeiten genauer prognostiziert werden könne. „Cool, so viele aktuelle Projekte aus Hamburg kennenzulernen“, findet Lise-Meitner-Gymnasiastin Nele. Ihre Mitschülerin Rehan hätte da noch einen Vorschlag: eine KI, die ihr Zimmer aufräumt. Warum aber KI besser Schach spielen als Ordnung schaffen kann, darüber will die Neuntklässlerin mehr wissen und sich für ein Praktikum bei der Lufthansa-Tochter bewerben: „Ich bin sehr technikbegeistert.“