Besser Rechnen als Reden
19.12.2022

Besser Rechnen als Reden Match Day zu sauberen Technologien und Ökobilanzierung 

Kirsten Fust hat ein Hintergrundbild aus dem Energiebunker Wilhelmsburg mitgebracht. Es zeigt ein Geflecht aus silbernen Rohren, dicken Wärmespeichern und Regelungstechnik, in blaues Licht getaucht. Das mag weder sexy noch schön sein, so die Ingenieurin. „Aber es ist unglaublich sinnvoll.“ Als die Geschäftsführerin der Hamburger Energiewerke den 13. Match Day der Initiative NAT eröffnet, sind im Live-Stream Oberstufenschüler aus ganz Hamburg dabei. Der Tag dreht sich um Dekarbonisierung und Ökobilanzierung. „Ich wollte euch gern heute mitgeben, was man persönlich und für die Stadt Hamburg alles machen kann, wenn man sich für MINT interessiert“, sagt Fust und erzählt von Geothermie, Photovoltaik auf Hamburgs Schuldächern und Abwärmenutzung in Computerräumen. Projekte, an denen ihr Unternehmen beteiligt und von denen sie selbst begeistert ist: „Ihr seht, was ihr macht und wofür ihr es macht“, betont sie.

 Von einem der größten Öl- und Gaskonzerne Europas auf Nettonull 

„Clean Technologies“ lautet der Titel der Veranstaltung, mit der NAT zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Berufsorientierung mit aktuellen Forschungsergebnissen und Projekten im MINT-Bereich verbinden. Schließlich ist die Energiewende nur mit Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu schaffen. Etwa, wenn Christoph Balzer globale Ökobilanzen für die Shell-Gruppe erstellt und damit, zum Beispiel, der Fragestellung nachgeht, ob es überhaupt emissionsfreie Mobilität gibt: „Die naturwissenschaftliche Ausbildung hilft, um methodisch daran zu gehen und das systemisch zu betrachten“, sagt der promovierte Physiker, der inzwischen als „Carbon Solutions Manager“ bei Shell arbeitet, dem größten Energiekonzerne Europas. Sein Arbeitgeber will bis 2050 ein Netto-Null-Emissions-Energieunternehmen werden, also Treibhausgas-Emissionen aus Betriebstätigkeiten und aus der Verwendung der an Kunden verkauften Energieprodukte reduzieren und darüber hinaus verbleibende Emissionen mithilfe technologischer Lösungen abscheiden und speichern oder durch Kompensationsprojekte ausgleichen. 

Von den Machern der größten Mitfahrgelegenheit Hamburgs   

Balzers Spezialgebiet untersucht den Lebensweg eines Produktes von der Herstellung bis zur Verwertung und welche Emissionen dabei in jeder Stufe freigesetzt werden. Das funktioniert nicht nur bei Kraftstoffen, sondern auch bei Bauvorhaben, wie der zweite Vortrag an diesem Vormittag deutlich macht: Uwe Labinsky, vom U5 Projekt der Hamburger Hochbahn AG stellt vor, wie Deutschlands größtes U-Bahn-Vorhaben klimaneutral gebaut werden soll. Das geht beim Stahl und Zement nur mit einem ausgeklügelten Beton- und Bodenmanagement, wodurch die beim Bau der U5 entstehenden CO2-Emissionen um 70% verringert werden können.  

Vom Clean Dream zur technischen Umsetzung  

Klimabewegte Jugendliche erfahren an diesem Vormittag, wie zukunftsweisend die Industrie handelt. So hat sich die HOCHBAHN für das ungewöhnliche Verfahren der Projektbilanzierung entschieden: „Üblich ist die Sektorenbilanzierung, die an der Stätte der Erzeugung entsteht“, sagt Labinsky. Demnach würde der aus Schleswig-Holstein gelieferte Zement in Hamburg nämlich gar nicht zu Buche schlagen. Ein Bauvorhaben, das sich nicht schön-, sondern schlau rechnet. Eine Raffinerie, die in einen Energiepark umgewandelt wird, wie es die Shell in Köln plant. Ein Bunker, der Dank der Hamburger Energiewerke 5 000 Haushalte mit Ökostrom und Wärme versorgt und dabei kaum CO2 ausstößt. Drei Projekte, die Dank sauberen Technologien als best practice vorangehen und auch in Zahlen Bestand haben. 

 

Ein besonderer Dank geht an die Behörde für Wirtschaft und Innovation für die Förderung des Match Day Clean Technologies mit Mitteln aus dem Klimaplan und die ECE für die Beherbergung unseres Studios! 

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