Wie reagieren eigentlich Eltern, wenn der dreizehnjährige Nachwuchs ankündigt, eine Fräse bauen zu wollen? „Mach mal“, sagt der Vater. „Von mir aus“, sagt die Mutter. Im Rückblick fügt sie allerdings noch hinzu: „Wir hatten ja keine Ahnung, was da auf uns zukommt.“ Das war so ziemlich genau vor zwei Jahren, im Dänemarkurlaub. Kurz vorher hatte Hendrik Wassmann zum 13. Geburtstag den langersehnten 3D-Drucker erhalten und die Eltern meinten, nun wäre es erst einmal genug. Aber ein älterer Freund flachste: „Jetzt brauchst du nur noch eine CNC-Fräse“. Das war ironisch gemeint, sagt Hendrik heute. „Aber ich habe es ernst genommen und bereits im Urlaub angefangen, zu recherchieren und eigene Ideen zu entwickeln.“
Von der additiven zur subtraktiven Fertigung
Ernst genommen und Ernst gemacht. Knapp zwei Jahre später ist es vollbracht – und die Familie Wassmann kann heute über die vielen Umstände schmunzeln, die der Bau einer so komplexen Werkzeugmaschine in einem Reihenhaus mit sich brachte: Etwa das Schrottlager im Wohnzimmer der Großmutter, als der Enkel einen bipolaren Schrittmotor aus einem bei Ebay erstandenen Drucker baute. Oder der Schuppen mit Werkbank, der eigens angeschafft und im Garten aufgestellt wurde, damit Hendrik ungestört und sauerstoffreich arbeiten konnte. Der viele Dreck, die Schweißarbeiten, das häufige Auslösen der Schutzschalter im Sicherungskasten: Vergessen! Denn gerade graviert Hendriks Maschine das Logo der Initiative NAT in ein Werkstück. „Wie cool ist das denn“, freut sich Sabine Fernau.
Von der Nortec zum Netzwerk
Die NAT Geschäftsführerin hat Hendrik über ihr Projekt „3D-Druck in Schule“ kennengelernt und schnell das Potenzial erkannt. „So eine Begabung muss man fördern.“ Folglich stellte sie den Neuntklässler bei Fräsen-Herstellern auf der „Nortec“, Fachmesse für Produktionstechnik, vor. Die Bilanz: Die Firma Franken spendierte Schneidwerkzeuge und die „Hyundai Wia Europe GmbH“ vermittelte einen Experten aus der Entwicklungsabteilung, der selbst Werkzeugmaschinen baut. „Der Kontakt war sehr hilfreich, wir schreiben uns noch“, betont der inzwischen 15-Jährige. Schließlich geht es weiter: Eine Absauge-Einrichtung will er noch einbauen, damit er auch Holz fräsen kann, ohne dass die Späne durch das Zimmer fliegen. „Aber was ist dein konkretes Projekt, warum hast du die Fräse gebaut“, will Sabine Fernau wissen. „Das Wichtigste war für mich, sie zu bauen“, antwortet Hendrik, „bei mir ist der Weg das Ziel.“
Von der Konfirmation zur Kostenkalkulation
Und weil sich im Leben bekanntlich immer neue Wege auftun, geht es auch für die Werkbank im Garten weiter. Auf dem NAT Schülerkongress zu Zukunftstechnologien hat Hendrik den Roboterarm Panda kennengelernt und beschlossen: „Ich will selbst so einen Arm entwerfen!“ Er soll aus sechs Achsen und Aluminium bestehen und sowohl zum Fräsen als auch zum 3D-Drucken taugen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Portabilität und Platzersparnis. Vor allem: „Das Wichtigste für mich ist jedoch, dass es so etwas in dieser Art noch nicht gibt“, betont Hendrik. Bei der Programmierung lässt sich der Zehntklässler von einem erfahrenen Freund helfen, er selbst hat schon die ersten Bauteile per CAD-Software entworfen und will zunächst einen Prototypen versuchsweise in 3D drucken. Schließlich gelte es Kosten zu sparen – das Fräsenprojek habe schon sämtliche Geburtstags-, Konfirmations- und Weihnachtsgeschenke aufgebraucht. Das bringt Sabine Fernau auf Ideen: „Dann müssen wir für dich eine Spendenaktion starten.“ Vielleicht der Beginn einer bahnbrechenden Erfindung...
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