Kontext für den KortexUKE im Austausch mit dem MINT-affinen Nachwuchs
Ein Ticket für den nächsten Super Bowl in Los Angeles im Wert von 10.000 Dollar, Thomas Oertner möchte es nicht mal geschenkt haben. „Je mehr man von Neurophysiologie versteht, desto schrecklicher ist es, sich ein American Football Spiel anzugucken“, sagt er. Der Professor versteht viel davon, er ist Leiter des Institut für Synaptische Physiologie am Universitätsklinikum Eppendorf UKE. „Ein Schlag auf den Kopf und schon sind ein paar tausend Nervenzellen ein für allemal weg“, so Oertner. Das ist auch eine Warnung an die Jugendlichen, die sich mit dem Neurowissenschaftler auf ein „Match“ getroffen haben – wobei das digitale Treffen selbst völlig ungefährlich für den Kopf ist. Im Gegenteil: Synapsen werden angeregt und neues Wissen entsteht, wenn junge Menschen auf Forschende treffen und sich von Fragen inspirieren lassen.
From bench to bedside
Das ist zumindest die Idee hinter den Match Days, die NAT in kontaktarmen Zeiten vor einem Jahr ins Leben gerufen hat und die im UKE begeisterte. „Liebe zukünftige Kolleginnen und Kollegen, denn das sind Sie ja“ begrüßt Professor Andreas Guse an die 600 Jugendliche, die aus 40 Profilräumen in ganz Hamburg der Konferenz zur „Medizinischen Forschung“ zugeschaltet sind. Der Prodekan für Lehre forscht auch selbst zu grundlegenden Fragen der Immunologie, einem der Schwerpunkte beim Match Day. „Im UKE finden Sie die gesamte Bandbreite von den Grundlagen bis zu Angeboten ganz nah an den Patienten“, betont Guse und möchte Begeisterung beim Nachwuchs wecken. Denn ohne Spaß, aber auch Neugierde und Naturwissenschaften geht es nun einmal nicht.
Licht in den Hippocampus bringen
Der zweite Forschungsschwerpunkt, der vom UKE aus international Furore macht und sich nun Nachwuchsfragen stellt, ist die Neurologie. Zu ihr zählt auch das noch junge Feld der Optogenetik – mit Thomas Oertner als einem ihrer Pioniere. Dabei geht es um die Entschlüsselung neuronaler Netzwerke mit Hilfe von gentechnischen Verfahren und lichtempfindlichen Molekülen. „Dass die richtigen Synapsen zum richtigen Zeitpunkt ihre Stärke ändern, darin liegt vermutlich das Geheimnis von Gedächtnis und Lernen“, so der Hirnforscher. Optogenetik kann das Verhalten von Mäusen beeinflussen und entschlüsseln, welche Zellen dabei im Mäuse-Hippocampus aktiv waren und das Verhalten generiert haben. Damit ist die Wissenschaft der Frage auf der Spur, welche Synapsen für welche Gedächtnisleistung verantwortlich sind.
Licht an, Krankheit aus?
„Als ich angefangen habe vor 20 Jahren war das noch Science-Fiction“, sagt Oertner. „Es ist eine sehr spannende Zeit in der Neurobiologie.“ Das finden auch die Jugendlichen, die wissen wollen, ob man darüber Alzheimer heilen oder leichter lernen kann. Aber die Methode ist keine Wunderwaffe, sie kann weder das Nervensterben stoppen noch von Mäusen einfach auf den Menschen übertragen werden. „Die Tablette, um sich Dinge besser zu merken, ist nicht unmöglich, hat aber mit Optogenetik wenig zu tun“, sagt der Professor und verweist dagegen auf medizinische Anwendungen der Methode bei Seh- und Hörgeschädigten. Viele Fragen schließen sich an, sie reichen von Canabis bis zum Cortex und enden auch nicht, als Oertner an seinen Nachredner und Leibniz-Preisträger Professor Christian Büchel übergibt. Und weil weder hier noch live alles berücksichtigt werden konnte: NAT bleibt dran und vermittelt weiter zwischen UKE und Nachwuchs.